Thomas Auge

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Das asoziale DHL Paket

Lieber Steine kloppen in Sibirien

Wer was großes schweres verschicken möchte, freut sich über die 31,5 kg Pakete der DHL. Daß dieses Gewicht auch noch 120x60x60 cm groß sein darf, macht es insgesamt schon fast attraktiver als einen Umzugswagen. Schade ist nur, daß die durchschnittlich gebaute Paketbotin mittleren Alters einfach zu unqualifiziert war, diesen kleinen Karton alleine zwei Stockwerke zu tragen.

Eine Klimaanlage hatte ich zu verschicken, unverpackt und ohne Zubehör immerhin stolze 28 kg schwer. Das Gerät selbst ist schon ein wenig unhandlich, aber dank passender Griffe ist es unverpackt noch halbwegs tragbar. Jedoch in der großzügigen Umverpackung einschließlich Zubehör und miserabel gelagertem Schwerpunkt, habe ich mich dann doch darauf beschränkt, es über's Parkett zu schieben.

Bei der DHL buchte ich nun online die Abholung eines Paketes bis 31,5kg mit zulässigen Höchstmaßen von 120 cm mal 60 cm mal 60 cm - für diejenigen ohne bildliche Vorstellungskraft: das ist GROß. Prompt und pünktlich Stand am nächsten morgen die DHL Mitarbeiterin zur Abholung über die Treppe im 2. Stock - alleine.

Ich hielt das ganz für ein Mißverständnis und teilte ihr mit, daß es sich um ein 31,5kg Paket (mit tatsächlichen 30kg) in Maximalgröße handele, und daß sie wohl die Verstärkung schicken müßte. Ihre Antwort erstaunte: Sie wisse zwar auch nicht, wie sie es anstellen sollte, aber der Transport eines solchen Paketes über mehrere Stockwerke werde von ihr erwartet. Der Betriebsrat der DHL habe wohl bereits dazu Stellung genommen: Wer das nicht kann, hat den falschen Beruf. Leider ist der aktuelle Fachkräftemangel auch in der Superheldensparte zu spüren, und so kam nicht Hellboy, sondern Frau Paketbotin.

Liebe asoziale DHL: Ich mag es nicht, wenn ich als Kunde vor die Wahl gestellt werde, für einen bezahlten Service zu arbeiten, oder eine eurer Mitarbeiterinnen einer nicht geringen gesundheitlichen Gefahr auszusetzen, da mir sowas im Gegensatz zu euren moralbefreiten Managern nicht egal ist. Ein Vorstand, der jährlich 8 Mio auf Kosten der Gesundheit seiner Angestellten kassiert, ist für mich ein moralischer Totalschaden und hätte aus meiner Sicht nichtmal Hartz IV verdient.

Dies war mein letztes DHL Paket. Wie schön, daß es Wettbewerb gibt.

Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zum Thema Heben und Tragen