Thomas Auge » English

X-Adservice

Gekündigt und Betrogen

X-Adservice als Werbeanbieter war mir immer irgendwo suspekt. Die Menge der Anzeigen in der Rotation war eher dünn und die Qualität bescheiden. Gut, 10 cent pro Click sind ein Wort, aber eine hohe CTR haben die Anzeigen nicht gerade provoziert. Daß man nur darauf wartet, ein Maximum an Medienleistung ohne Vergütung zu stehlen, hatte ich nicht erwartet.

Update 25.3.09: Ich habe tatsächlich im März unaufgefordert die Oktober- und Novemberzahlungen von X-Adservice bekommen. Ehrlich gesagt hatte ich schon Sorge, daß ich mich um Konkursmasse streiten muß. ;-) Nun ja, besser spät als nie. Die Kündigung ist aus meiner Sicht immernoch fadenscheinig. Bleibt noch der offene halbe Dezember. Schaunmermal, wie der Russe sagt.

Ich habe X-Adservice hauptsächlich als Joker am Rande eingesetzt, wo PPL nicht lohnte oder AdSense nicht durfte. Bis ich eines Tages ein gutes Einsatzgebiet für ihre LayerAds fand. Und tatsächlich sagten die Statistiken, daß mir dies fast 300 Euro im Monat zusätzlich einbringen würde. Kein Vermögen, aber doch nettes Geld.

Im nahehzu rechtsfreien Internet erwartet man als Webmaster ja jeden Tag ein kleineres Desaster, aber die Kündigung von X-Adservice kam dann doch etwas unerwartet. Gut, wer nicht will der hat schon, und ich gestehe jedem zu, sich die Zusammenarbeit mit mir auszusuchen. Lustig ist jedoch, daß in den nächsten Tagen die Oktoberauszahlung fällig gewesen wäre, also der erste Monat, an dem mein Umsatz weit über dem üblichen lag. Der Grund für die Kündigung ist fadenscheinig, die Begründung einfach erlogen. Hier erstmal der Originaltext, der Kommentar folgt:

Sehr geehrte/r Webseiten-Betreiber/in,


leider mussten wir feststellen, dass der Einsatz von X-ADService auf Ihren
Webseiten nicht unseren Richtlinien entspricht.

http://www.vagipe.de/

"Die Werbung auf dieser Seite finanziert die Bandbreite.
Bitte schalte deinen Adblocker aus, oder kaufe Premium."

X-ADService anzeigen dürfen nicht auf Webseiten eingesetzt werden, die den
User zwingen Werbung zu akzeptieren.

Evtl. offene Gutschriften werden noch ausgezahlt.


Wir sehen uns daher leider gezwungen, hiermit Ihren Account (33001562) zu
sperren und Ihnen die Mitgliedschaft bei X-ADService mit sofortiger Wirkung
zu kündigen. Sämtliche erwirtschafteten Guthaben werden entsprechend den AGB
von X-ADService ($5 Abs.8) nicht ausgezahlt.
Sollten Sie Fragen zu dem Vorgang haben, wenden Sie sich bitte schriftlich
an den Support.



Mit freundlichen Grüssen,
X-ADService Support Team
_________________________________
AKUD & Co Verlagsgesellschaft mbH
Wandlitzstrasse 10 - 10318 Berlin

fon ++ 49.(0)30.50176685
fax ++ 49.(0)30.50179897
mail support@x-adservice.com
---------------------------------

Klingt auf den ersten Blick ganz nett, ist leider totaler Dummfug. Zuerst einmal zu dem zitierten Verstoß:

"Die Werbung auf dieser Seite finanziert die Bandbreite.
Bitte schalte deinen Adblocker aus, oder kaufe Premium."

Diese Meldung bekam ein Benutzer bei Vagipe, wenn er kein bezahltes Premium hatte, aber die Werbung auf der Seite durch einen Adblocker entfernt hat. Dies ist mehr ein politisches Statement als alles andere, da es einen Bruchteil meiner Kunden betrifft. Über Sinn und Unsinn hier kann man geteilter Meinung sein, aber darum geht es hier nicht.

X-ADService anzeigen dürfen nicht auf Webseiten eingesetzt werden, die den
User zwingen Werbung zu akzeptieren.

Am 17. Dezember 2008 war diese oder eine vergleichbare Formulierung weder in den AGBs noch den Richtlinien zu finden. Die Formulierung selbst finde ich bestenfalls unglücklich, was vielleicht daran liegt, daß man sie sich schnell ausdenken mußte.

Viel interessanter ist die Art und Weise, wie Richtlinien durch die AGBs akzeptiert werden:

§5
2) Es obliegt dem Webseiten-Betreiber, sich über die aktuellen Richtlinien (http://www.x-adservice.com/guidelines.php?nosite=1) selbständig auf dem Laufenden zu halten und sich eigenständig über Änderungen zu informieren.

Ich werde also über Änderungen an einem Bestandteil der AGBs nicht informiert, habe aber den Inhalt von ca. 2 Din A4 Seiten regelmäßig auf Änderungen zu prüfen. Zwar ist ein Stand angegeben, allerdings nur in Form von Monat und Jahr. Wie oft muß ich diese Richtlinien lesen? Ich glaube, X-Adservice überschätzt hier die eigene Bedeutung im Leben eines Webmasters. Auch überschätzen sie wohl ihr Recht, AGBs durch die Hintertür zu ändern.
Also selbst wenn hier irgendetwas stehen würde, was den Kündigungsgrund her gibt, so wäre die Gültigkeit zumindest anzuzweifeln.

Evtl. offene Gutschriften werden noch ausgezahlt.

Das würde ja heißen, daß ich zumindest mein Geld für Oktober und November noch bekommen würde, und man mir nur meinen Dezemberumsatz geklaut hat. Ob der halbseidenen Umstände und der Konstruktion einer verschuldeten Kündigung statt einer ordentlichen Kündigung, möchte ich an dieser Aussage zumindest erstmal Zweifel hegen. Zwar versicherte man mir per E-Mail, daß ich mein Geld noch erhalten würde, jedoch ging man auch auf Nachfrage nicht auf die Bedeutung der nächsten Passage ein. Ich habe die im Dezember fällige Oktoberzahlung entgegen der Zusage nicht erhalten.

Sämtliche erwirtschafteten Guthaben werden entsprechend den AGB von X-ADService ($5 Abs.8) nicht ausgezahlt.

So so. §5 war wohl zu billig. Echte Pimps zitieren $5.

§5
8) Umsätze, die durch Verstöße gegen die AGB, die Richtlinien oder geltendes Recht generiert worden sind, werden einbehalten und an den Webseiten-Betreiber nicht ausgezahlt.

Nehmen wir mal für einen kurzen Moment an, meine Nachricht an Adblockernutzer stelle tatsächlich einen Verstoß gegen welche Regel auch immer dar. Dann wären die Umsätze, die mit denjenigen Leuten generiert wurden, die Adblock daraufhin ausgestellt haben möglicherweise tatsächlich durch ein Verstoß gegen die AGBs erzielt worden. Das wären dann maximal 1% der Umsätze.

Läge hier also tatsächlich die Unkenntniss der eigenen AGBs von X-Adservice vor, und wäre man tatsächlich nur um Schadensbegrenzung bemüht, so hätte man wohl die durch gewissenlose betrügerische Machenschaften erwirtschafteten Drogengelder, äh Werbeumsätze, von der Auszahlung ausschließen können.

Interessant ist auch, das X-Adservice die Vergütung bei Layeranzeigen vor nicht allzu langer zeit extrem kastriert hat, indem sie Bannerclicks, zu denen es bereits ein Layereinblendung gab, nicht mehr werten. Eine Layereinblendung ist irgendetwas um einen zehntel cent wert, ein Bannerklick kostet 9-10 cent.
Das heißt im Klartext, daß bei der Kombination Layer/Banner zwar schöne CPM Vergütungen zustande kommen, aber die Vergütung für Bannerclicks ausgesprochen leidet. Vielleicht war mein Verbrechen, daß ich Banner und Layer nicht in Kombination eingesetzt hab, und damit die tatsächlich angepriesene Vergütung erhalten mußte, anstatt Clicks über diesen versteckten Mechanismus zu verschenken?

Der Zeitpunkt und die Art und Weise legen aus meiner Sicht dann doch eher nahe, als wollte man einfach jemanden loswerden, der nicht auf die Schummelmethoden eingestiegen ist, und dabei mal schnell einige hundert Euro für die Portokasse sparen. Ob das nun Betrug, Unterschlagung, oder einfach nur verlogene Geschäftspraktiken sind, möge der Leser oder sein juristischer Beistand entscheiden.

Update: Ein Auszug einer E-Mail von X-Adservice vom 18.12.2008:

wie bereits in der Kündigung mitgeteilt, werden evtl. noch offene Gutschriften durch uns ausgezahlt werden.

Die fällige Dezemberauszahlung wurde jedoch nicht geleistet. Ich möchte jedem Partner von X-Adservice, bzw. der Akud Verlagsgesellschaft, nahelegen, Zusagen des Unternehmens zumindest kritisch zu betrachten.

TA / 081217, Upd 090105

Artikel:

Das DHL Paket: Ist es zu schwer, bist du zu schwach
... und hast auch den falschen Beruf. Warum Paketbote ein Drecksjob ist und die DHL lieber Briefe befördern sollte.

Suchmaschinenoptimierung für Dummies
Eine Zusammenfassung der wichtigsten SEO Methoden für jedermann.

Trustrank: Wie er genau funktioniert
Ein Drama in neun Absätzen

Kontakt - Impressum